Auf dem Ostermundigenberg stehen mächtige 130-jährige Douglastannen. Diese bilden eine fünfzig Meter hohe monumentale Baumhalle. Die Vision der Initianten: diese 73 Bäume sollen nicht genutzt werden, sondern sollen wachsen können, bis zu ihrem natürlichen Absterben. So kann hier im Laufe der Jahrzehnte ein einzigartiges Naturmonument heranwachsen. Hier soll auch ein Ort sein, wo die interessierte Bevölkerung die Douglasie besser kennen lernen kann.
Weltweit sind heute vier Douglasienarten bekannt:
Im Tertiär war Pseudotsuga auch in Europa vorhanden, Pollen- und Fossilnachweise gibt es z.B. aus Sachsen, der Lausitz, Niederbayern, WestUngarn und Ost-Rumänien (2). In Mitteleuropa war vor den Eiszeiten die Douglasie mit den Arten P. jechorekiae und P. lorejrii vertreten, deren Zapfen der heutigen P. sinensis ähneln (3, 4, 5, 6).
Die Douglasie wurde von Archibald Menzies (gebürtiger Schotte) während einer Expedition nach Vancouver (1791-1795) entdeckt und beschrieben. Etwa 20 Jahre später wurde der Schotte David Douglas von der Royal Horticultural Society als Pflanzensammler in den Pacific Northwest geschickt. Im Frühjahr 1825 erreichte er die Mündung des Columbia River und verbrachte zwei Jahre im Gebiet der Handelsniederlassung Fort Vancouver. Er machte zahlreiche Sammelexkursionen in die Umgebung. Das gesammelte Material verschickte er per Schiff nach England. 1827 traf in einer solchen Sendung erstmals Saatgut der Douglasie in England ein, welches von der Horticultural Society verteilt wurde. Ein dritter Schotte namens James Booth und dessen Nachkommen waren wesentlich an der Einführung und Etablierung der Douglasie in Europa beteiligt. Der Name der Douglasie wurde mehrfach geändert, bis er die heutige wissenschaftliche Bezeichnung erhielt, welche den Entdecker und den ersten Sammler von Saatgut ehrt (2).
In Europa wird meist die grüne Küstendouglasie (P. menziesii var. viridis) angebaut. Die folgenden Erläuterungen beziehen sich deshalb auf diese Douglasienart.
Die Familie Booth übersiedelte nach Norddeutschland, wo sie in Klein Flottbeck 1795 eine Baumschule gründete. Der Sohn von James Booth – James Richmond Booth – hatte die Gelegenheit, seine umfangreiche Sammlung exotischer Baumarten 1841 an der Versammlung der deutschen Land- und Forstwirte in Doberan (Mecklenburg) vorzustellen. Hierauf fand die Douglasie Eingang in mehreren deutschen Arboreten, botanischen Gärten, Pärken und einigen Forstbaumschulen. Die Einführung der Douglasie in die Forstwirtschaft erfolgte dagegen nur zögerlich. Erste forstliche Anbauten der Douglasie wurden erst ab 1857 in verschiedenen Forstrevieren des Königreichs Hannover ausgeführt. Bahnbrechend war der Kontakt von Booth zum damaligen Reichskanzler Otto von Bismarck. Dieser schaffte via des preussischen Landwirtschaftsministers Robert von Lucius Kontakte zum Oberlandforstmeister Otto von Hagen und zum Direktorder Forstakademie Bernhard Danckelmann. In den Jahren 1878 bis 1880 legte die forstliche Versuchsanstalt Braunschweig erste Kulturen an (2).
Erst 1880 nahm der Verein deutscher Forstlicher Versuchsanstalten das Thema Douglasie – und weiterer exotischer Baumarten - auf die Tagesordnung der Vereinssitzung. Im darauffolgenden Jahr legte Bernhard Danckelmann einen Arbeitsplan vor, welcher für 97 Oberförstereien in Deutschland Anbauversuche vorsah. Für diese Anbauten, welche zwischen 1881 und 1890 ausgeführt wurden, standen 699 kg einheitlich aus Oregon stammendes Saatgut zur Verfügung.
Insgesamt wurden etwa 135 ha Douglasienversuchsflächen angelegt. Diese Versuchsflächen wurden hierauf durch die Forstlichen Versuchsanstalten intensiv beobachtet und die Ergebnisse wissenschaftlich ausgewertet. In der Schweiz erfolgten ebenfalls in dieser Zeit erste Douglasienanbauten. So finden sich zum Beispiel im Burgerwald von Aarberg noch heute eine Anzahl Douglasien aus dieser Zeit. Sie wurden durch Oberförster Cunier in den 1890er Jahren angelegt und sind in Aarberg als «Cunierbouquets» bekannt. Diese «Cunierbouquets» wurden in Buchen-Fichten-Tannenbestände im Dreieckverband eingestreut. Auch der Douglasienbestand rund um die Kasthofergedenkstätte auf dem Ostermundigenberg stammt aus dieser Zeit (2 und eigene Notizen).
Douglasienbestände aus dem Berner Seeland (Bözingen, Lyss und Wileroltigen) wurden 1990/91 beerntet, genetisch mit der Isoenzymmethode analysiert und mit den Provenienzen des gesamten natürlichen Verbreitungsgebietes in Nordwestamerika verglichen (8). Es wurde ein Clusterdiagramm zum genetischen Abstand der verschiedenen Provenienzen erstellt. Dieses zeigt deutlich eine enge
Verwandtschaft mit den Provenienzen im Gebiet der Mündung des Columbia River. Dieses Ergebnis stimmt mit den Untersuchungen von Berney (9) überein. Auch der historische Hintergrund passt gut zum wissenschaftlichen Befund, hat doch Booth das Saatgut für die deutschen Douglasienversuche ausschliesslich in Oregon beschafft (2). Der hauptsächliche Exporteur von Douglasien Saatgut in
der zweiten Hälfte des 19. Jh. war Manning Seed Company in Tillamook, Oregon (Pers. Mitteilung von D. Gerdes Silvaseed, Roy, Washington) was ebenfalls gut den obigen Befund bestärkt (2, 7, 8, ergänzt).
Die Douglasie ist bezüglich der Standortseigenschaften nicht besonders anspruchsvoll. Sie gedeiht am besten auf mässig frischen, tiefgründigen Böden. Wie das Beispiel der Douglasien auf der Kuppe des Ostermundigen Berges zeigt, gedeiht sie auch auf eher trockenen Standorten. Die Bestände von Bözingen zeigen ausserdem, dass die Douglasie auch auf kalkreicheren Standorten gut
wächst. Die Douglasie gilt als trockenresistenter als Fichte, Tanne und Buche. Dies zeigte sich besonders nach dem Hitzesommer 2018. Wie die Erfahrungen mit den Stürmen Vivian, Lothar und Burglind zeigen, ist sie auch sturmfester als die Fichte, ebenbürtig der Eiche, Lärche oder Föhre.
Mit der Klimaerwärmung sind vermehrt längere Trockenperioden und heftigere Stürme zu erwarten, somit werden diese Eigenschaften zunehmend von Bedeutung sein. Insgesamt wird von der Baumart gesagt, sie sei produktionsstärker, anpassungsfähiger und schadenresistenter als Fichte. Die Nadelstreuzersetzung der Douglasie bewirkt - im Gegensatz etwa zur Fichte – keine Bodenversauerung. Die Küstendouglasie ist in der Jugendphase empfindlich gegenüber biotischen und abiotischen Schäden (russige und rostige Douglasienschütte, Rindenschildkrankheit und Wildschäden wie Verbiss und Fegen). Das Holz der Douglasie ist vielfältig verwendbar. Es ist frisch leicht rötlich wie Lärchenholz und findet Verwendung als Furnierholz (Schälholz), Austattungsholz
(Parkett, Möbel, Vertäfelung), Konstruktionsholz, Innen-, Erd-, und Wasserbau, für Fenster, Türen und Spezialholz (Schiffsmasten, Rammpfähle, Schwellen, Fässer). Das Douglasienholz verfügt über eine höhere natürliche Dauerhaftigkeit als das in der Schweiz am häufigsten verwendeten Fichtenholz und kann daher auch ohne chemischen Holzschutz im Aussenbereich eingesetzt werden (9, 10, 11).
Das Klima verändert sich mit einer so grossen Geschwindigkeit, dass mittel- bis langfristig wichtige Waldleistungen gefährdet sind. Die Sommertrockenheit 2018 war die längste Periode ohne Niederschläge seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen 1864. Viele durch die Trockenheit geschwächte Fichten und Weisstannen fielen und fallen immer noch dem Borkenkäfer zum Opfer. Die Weisstanne gilt am Jura-Südhang als gefährdet (Beobachtung C. Mohr und J.
Schneider). Vielerorts waren im Folgejahr absterbende Buchen zu beobachten.
Heute keimende Bäume dürften bereits im mittleren Alter in einem stark veränderten Klima wachsen. Darum ist es für Forstfachleute und Waldeigentümer wesentlich, zukunftsfähige Baumarten zu kennen. Die Douglasie gilt als zukunftsfähige Baumart, ihr Verhalten unter verändertem Klima ist aber weiterhin zu beobachten. Der Douglasienbestand auf dem Ostermundigenberg ist ein idealer Ort für dessen Langzeitbeobachtung (12, 13)
Die Probleme mit invasiven Pflanzenarten sind bekannt und anerkannt. Im Wald
sind es verschiedene Pflanzenarten, die teils einen grossen Einfluss auf die
Waldgesellschaften ausüben.
Hierzu drei Beispiele:
Aufgrund umfangreicher Inventurdaten wurde in Baden-Württemberg die Invasivität der Douglasie untersucht (7). Es wurde keine grossflächige Ausbreitung der Douglasie festgestellt. In der Jugend ist die Douglasie eine Halbschattenbaumart und kann sich nur unter lockerem Schirm natürlich
verjüngen; überwiegend verjüngt sie sich unter eigenem Schirm. Gelegentlich vermehrt sie sich in seltenen, naturnahen Waldgesellschaften wie trockenen, bodensauren Standorten wie Hainsimsen-Traubeneichenwäldern und Drahtschmielen-Bergahorn-Blockwäldern. Voraussetzung zur Verjüngung der Douglasie auf solchen seltenen Standorten ist allerdings die Präsenz von
Samenbäumen in einem Radius von rund 200 m. Aktuell ist in BadenWürttemberg nur auf 0.2% der seltenen und geschützten Standorte DouglasienNaturverjüngung anzutreffen. Somit wird die Douglasie als wenig invasiv eingestuft. Dennoch soll in der Nähe von schutzwürdigen Biotopen auf den Anbau von Douglasien verzichtet werden. Es wird eine Pufferzone von 2-300 m vorgeschlagen (9, 15, 16).
Die IUFRO (International Union of Forest Research Organizations) identifizierte in den 1960er Jahren Herkunftsgebiete in British Columbia, Washington und Oregon. Mit Saatgut aus diesen IUFRO-Beständen wurden hierauf in weiten Teilen
Europas systematische Versuchsanbauten gemacht und laufend ausgewertet. Die meisten Herkunftsempfehlungen basieren auf diesen IUFRO-Versuchsreihen. Für europäische Verhältnisse erwiesen sich Herkünfte aus Washington (Küstenregion (Seedzone 012, 030 und der westlichen Abdachung des Kaskadengebirges Seedzone 202, 401, 402, 403, 412, 421, 422, 430) als bestgeeignet.
Im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung stellt sich die Frage, ob sich das empfohlene Herkunftsgebiet Richtung Süden (OR, CA) oder Osten (Rocky Mountains) verschieben könnte. Leider gibt es zurzeit nur wenig Anhaltspunkte, die eine solche Verschiebung nahelegen könnten. Interessant im Hinblick auf den Klimawandel/Trockenresistenz dürften die Versuchsflächen mit Provenienzen aus einem erweitertem Herkunftsgebiet der INRA/France (Institut National der Recherches Agronomiques / J.Ch. Bastien Lit. 16) sein.
Jetzt bereits eine Empfehlung, Herkünfte aus dem südlicheren Oregon und Kalifornien zu verwenden, wie sie im Schwerpunktheft «Douglasie» der SZF (2/2021, Lit. 17) gemacht wurde, ist verfrüht. Der nasse Sommer 2021 und der darauffolgende Hitze- und Trockenheitssommer (2022) zeigt auf, dass die zu erwartenden Klimaveränderungen komplex und Trockenheitsresistenz nicht der einzig relevante Faktor für die Wahl geeigneter Douglasienprovenienzen sein dürfte. So ist beispielsweise bekannt, dass Herkünfte aus dem südlichen Oregon und Kalifornien weniger frostresistent sind. Wir befinden uns in einem Dilemma zwischen sehr unterschiedlichen Anforderungen an zukünftig klimataugliche Baumarten und deren Provenienzen. Versuchsanbauten mit Herkünften aus einem erweiterten Gebiet der Douglasie sind deshalb unabdingbar.
Literaturverzeichnis:
1) Gregor Aas; Die Douglasie (Pseudotsuga menziesii) in Nordamerika: Verbreitung, Variabilität und Ökologie; LWF Wissen 59.
2) Schroeder, Fred-Günter; Mitt. Deutsch. Dendrol. Ges.(MDDG), 98, 1351-166, 2013, ISBN 978-3-8001-8331-9. Die älteste Douglasie Deutschlands.
3) Hessenmöller, Dominik & Rösner, Christian & Gadow, Klaus & Bouriaud, Oliver & Ernst, Detlef, Schulze. (2018). Bietet die Chinesische Douglasie waldbauliche Chancen für uns? 3.10.1007/s12549-14-01-56-x).
4) Mai, D.H. (1995): Tertiäre Vegetationsgeschichte Europas. Methoden und Ergebnisse. 691 S., 257 Abb., 23 Tab. Gustaf Fischer Verlag, Jena, Stuttgart, New York, 1995. ISBN 3-334-60456-x.
5) Kunzmann L (2014): On the fossil history of Pseudotsuga Carr. (Pinaceae) in Europe. Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments, 2014 -Springer Verlag.
6) Czaja, A., Pseudotsuga jechorekiae sp. nova, der erste fossile Nachweis der Gattung Pseudotsuga Carrière nach Zapfen aus dem Miozän der Oberlausitz, Deutschland. Journal of Botanical Taxonomy and Geobotany; volume 111, Issue 3-4 (2000) Pages 129-133. Wiley online Library.
7) Stauffer, A., Adams, W.T., Allozyme Variation and Mating System of Three Douglas-fir Stands in Switzerland. Paper No. 2854 of the Forest Research Laboratory, Oregon State University; Silvae Genetica 42 (1993).
8) Berney, J.L., Studies on probable origin of some European Douglas-fir (P. menziesii [Mirb] Franco). Univ. of British Columbia, Vancouver, B.C. 99 pp (1972).
9) Dasen Marcel, Kägi Rudolf, Hunziker Lukas, Ottiger Stefan; Baumporträt: Pseudotsuga menziesii (Mirb.) Franco. Dendrologie ; Hochschule Wädenswil.
10) Wikipedia; Gewöhnliche Douglasie.
11) Vivanne Dubach, Valentin Queloz; Abiotische Probleme und Pilzschäden an Douglasien. Waldwissen.net WSL, Schweiz.
12) News WSL. Reinhard Lässig, Kanton Luzern; Klimawandel im Wald: Es braucht zukunftsfähige Baumarten.
13) Christian Kölling. Bäume für die Zukunft – Baumartenwahl in den Zeiten des Klimawandels; LWF aktuell 60/2007.
14) Nobis, M. (2008) Invasive Neophyten auch im Wald? – Wald und Holz 89, 8: 46-49.
15) Bindewald, A., Michiels, H.-G., Invasivität der Douglasie in Südwestdeutschland: Waldinventurdaten erlauben eine Einschätzung; Schweizerische. Zeitschrift für Forstwesen 169 (2018) 2: 86-92.
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